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Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) ist eine der ältesten ganzheitlichen Therapieformen. Sie entstand aus einer jahrtausendelangen Beobachtung der Natur und geht davon aus, dass sich die Phänomene der Natur (Makrokosmos) im Menschen und seinen Krankheitsbildern (Mikrokosmos) widerspiegeln.

Traditionelle chinesische Therapiemethoden beinhalten eine ganzheitliche Herangehensweise auf Grundlage differenzierter diagnostischer Methoden, aus welchen eine individuelle Therapie entwickelt wird. Ziel der Behandlung ist es, den freien Fluss der Energien des Menschen wiederherzustellen, ihn ‚in seine Mitte‘ zu bringen, Krankhaftes auszuleiten, Schwächen zu stützen. Zudem ist es ein Anliegen der Therapie, den Patientinnen und Patienten eine gesunde Lebensweise im Einklang mit der Natur und Umwelt nahezubringen.

Mensch in seiner Ganzheit steht im Mittelpunkt

Im Konzept der TCM wird der Patient als Mensch in seiner Ganzheit unter Berücksichtigung seines Lebensumfeldes, seiner medizinischen Vorgeschichte und seinem seelisch-psychischen Befinden gesehen. Grundlegend ist eine Zusammenschau aller Befunde aus westlichen Untersuchungsergebnissen und ganzheitlicher TCM-Diagnostik. Davon ausgehend wird ein Behandlungsplan erstellt und die individuelle Therapie eingeleitet.

Einsatz von Akupunktur, Heilkräutern sowie von unterschiedlichen Körpertherapien

Die Therapieansätze der TCM gehen weit über die Akupunktur hinaus und umfassen die Verwendung von chinesischen Heilkräutern (pflanzliche Arzneimittel), eine individuelle Ernährungsberatung, Körpertherapien wie Tuina, QiGong oder Taiji sowie Empfehlungen zur Verbesserung der individuellen Lebenspflege (Yangshen).

Daher setzt die ärztliche Anwendung der TCM ein breites Wissen in der Kräuterheilkunde (Phytotherapie) und der Rezepturenlehre, wie auch genaue Kenntnisse der Technik, Lokalisation und Wirkung bei der Akupunktur voraus.

Die Anwendung der TCM in der HNO-Heilkunde ist eine bewährte Behandlungsoption. Dabei werden die Befunde der schulmedizinisch-technischen Untersuchung in die TCM-Befunderhebung mit einbezogen. Denn es gilt bei der Wahl der Behandlung kein „entweder-oder“, sondern ein „sowohl als auch“.

Wirksame Behandlungsalternative – beispielsweise bei Infekten, Entzündungen oder Migräne

Bestimmte Erkrankungen im HNO-Bereich sind für die therapeutischen Möglichkeiten der TCM besonders geeignet, nicht zuletzt, weil es für sie keine befriedigende Alternative im schulmedizinischen Behandlungsrepertoire gibt: Zu nennen sind hier vor allem funktionelle Erkrankungen wie Infektanfälligkeit, Nasennebenhöhlenentzündungen, Migräne, Neuralgien, Erschöpfung, Allergien, Trockenheit der Schleimhäute, Verschleimung oder Schwindel.

Auch Entzündungen, insbesondere der obere Atemwegsinfekte, die zu über 90 Prozent primär viral sind, lassen sich sehr erfolgreich behandeln. Hier steht die Phytotherapie, also die Behandlung mit medizinisch wirkenden Kräutermischungen aus der TCM, im Vordergrund.

Gute Wirkung bei Schmerzen, Blockaden oder Verspannungen

Die Akupunktur zeigt ihre größte Wirkung bei Schmerzen, Blockaden oder Anspannung. Sie kann sofort bei Kopf- und Nasennebenhöhlenbeschwerden helfen, HWS-Verspannungen erleichtern und damit oft auch Schwindel bessern oder Blockaden bei akutem Hörsturz und Tinnitus lösen. Vor allem wirkt die Akupunktur sehr regulativ und entspannend und verbessert die Selbstheilungskräfte des Immunsystems.

Ganzheitliche Behandlung geht oft über HNO-Heilkunde hinaus

Die Behandlung weiterer körperlicher Bereiche, die deutlich über die HNO-Heilkunde hinausgehen, schließt sich in der TCM nicht aus. Sind doch oft andere zugrunde liegende organische, emotionale oder psychische Themen die Ursache für eine Erkrankung im HNO-Bereich. So erfolgt häufig nach der Verbesserung der HNO-Beschwerden eine Behandlung anderer Störungen. Typische Indikationen wie Rückenschmerzen, Menstruationsstörungen, Beschwerden im Klimakterium, Schlafstörungen, nervöse Unruhe, wiederkehrende Harnwegsinfekte oder Probleme im Bewegungsapparat (z.B. Knieschmerzen, Tennisellenbogen, Fersensporn) und vieles mehr können dann mit Akupunktur und/oder Chinesischen Heilkräutern erfolgreich behandelt werden.

In vielen Fällen sind auch eine Ernährungsberatung und Empfehlungen zu Änderungen in der Lebensführung für eine Genesung wichtig. Nicht selten ist es sehr förderlich, die zugrundeliegenden emotional-seelischen Themen zu klären, um wirklich in allen Aspekten des Lebens gesund zu werden.

Die Akupunktur ist das bekannteste TCM-Verfahren. Sie wird in der Regel ergänzt durch die Verabreichung von natürlichen, fast immer pflanzlichen Arzneimitteln, den chinesischen Phytotherapeutika. Einige der medizinisch wirkenden Kräuter werden mittlerweile auch in Deutschland angebaut.

Akupunktur, pflanzliche Arzneimittel und Ernährungsberatung sind klassische TCM-Methoden

Die Bedeutung der chinesischen Arzneimittel zeigt sich darin, dass bei vielen Patienten nur mit chinesischen Arzneimitteln und Ernährungsempfehlungen (ohne Akupunktur) behandelt wird. Des Weiteren sind gezielte diätetische Maßnahmen, häufig vertieft durch eine individuelle Ernährungsberatung mit Anpassungen der Lebensführung, für den Erfolg einer Behandlung wichtig.

Der Einsatz gezielter therapeutischer Massagen (Tuina) stimuliert Akupunkturpunkte sanft und kann den Eltern kleiner Kinder oder Patienten auch zur Selbstanwendung beigebracht werden.

Langfristige Gesundheit ist das Ziel

Ziel ist, dass der Patient und der Therapeut gemeinsam das Ziel einer Gesundung auch im Sinne einer langfristigen und damit prophylaktischen Medizin erreichen. Mit einer achtsamen Lebenspflege (Yangsheng), also der bewussten Gestaltung aller Lebensbereiche – Arbeiten, Auszeiten, körperlichem Training, Ernährung, Schlaf, Kreativität, Naturerleben und emotionaler wie geistiger Gesundheit – wird eine langfristige Heilung und Gesunderhaltung angestrebt.

Die TCM ist komplementär zu dem kausal-analytischen Ansatz der westlichen Medizin. Sie ist eine Erfahrungsmedizin. Dies bedeutet, dass Beschwerden und Befunde, die am Menschen beobachtet werden, in ein Entsprechungssystem eingeordnet und dadurch strukturiert werden. Die TCM konzentriert sich dabei auf die biologischen, körperlichen und psychisch-emotionalen Funktionen des Menschen. Also auf das Leben im eigentlichen Sinne als Wechselspiel zwischen organischem und nichtorganischem Austausch.

Medizinwissen mit Jahrtausende alter Tradition

Die chinesische Medizin greift dabei auf Begriffe oder Normkonventionen zurück, die ihre Wurzeln im chinesischen Denken und der chinesischen Philosophie haben. Schon in der Shang-Dynastie (16. Jh. v. Chr.) finden sich Hinweise auf Krankheiten aus der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde in Orakelschriften auf Knochen oder Schildkrötenpanzern.

In den folgenden Jahrhunderten wurde das klinische Wissen in großen Standardwerken, sogenannten „Klassikern“ wie dem „Inneren Klassiker des Gelben Fürsten“ von Huangdi Neijing (1. Jh. v. Chr.) niedergeschrieben und weiterentwickelt. In diesem Buch gibt es bereits zahlreiche Einträge zu Erkrankungen der Nase. Eine weitere Verbreitung fanden die TCM-Lehren in dem Werk „Geordnete Besonderheiten zum Mund und zu den Zähnen“ (Kouchi leiyao, von Xue Ji). Es gilt als frühestes Werk speziell nur für die Hals-Nasen-Ohrenheilkunde und wurde in der Ming-Zeit verfasst (1368-1644).

Nicht nur Yin und Yang – Normkonventionen beschreiben grundlegendes Verständnis von Krankheit

In der Chinesischen Medizin werden verschiedene grundlegende Normkonventionen unterschieden: „Die Lehre von Yin und Yang“, „Die Lehre von den fünf Wandlungsphasen“ und „Das Konzept des Qi“.

„Yin und Yang“ sind dabei die grundlegendsten Normkonventionen des chinesischen Denkens. Mit ihnen werden die polarsten Komponenten eines Ganzen beschrieben. Die fünf Wandlungsphasen als nächste Normkonvention bezeichnen eine weitere Differenzierung des Yin-und-Yang-Aspektes mit den bildhaften Bezeichnungen „Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser“. Diese Begriffe werden in der Regel auf fünf Funktionskreise übertragen, denen besondere Qualitäten, Fähigkeiten, aber auch Erkrankungen zugeordnet werden. Als bildliche Entsprechungen folgen daraus die Funktionskreise Lunge, Mitte, Leber, Herz und Niere. Sie stehen in unmittelbarer Verbindung mit bestimmten Leitbahnen, auf denen sich die Akupunkturpunkte befinden.

Zur differenzierten Betrachtung von Krankheitsabläufen im Körper wurden über die Jahrhunderte in der TCM verschiedene Denkmodelle verwendet. So wird die Auseinandersetzung des Organismus mit einem von außen in den Körper eindringenden pathogenen Agens (entspricht krankmachenden Faktoren wie Viren, Bakterien, Pollen, aber auch Kälte oder Zugluft) durch verschiedene Modelle erklärt.

Neben der Funktionskreispathologie (Zang Fu) spielt die Lehre von den Kälteschädigenden Krankheiten (Shang Han Lun) und die Lehre von den Wärmekrankheiten (Wen Bing) eine Rolle. In der HNO-Praxis ist sicherlich die Funktionskreispathologie am wichtigsten, die bereits in dem ältesten Lehrbuch der TCM, dem „Inneren Klassiker des gelben Fürsten“, ausführlich beschrieben wurde.

Grundlegende Zusammenhänge vereinen alle TCM-Modelle – auch in der Therapie

Die verschiedenen Modelle zur Krankheitsentstehung in der TCM sollten nicht starr getrennt betrachtet werden, da viele grundlegende Annahmen von allen drei Modellen gemeinsam genutzt werden. Auch in der Therapie wird häufig auf dieselben Rezepturen zurückgegriffen – mit Modifikationen, die sich entsprechend der verschiedenen Modelle nur bei den Einzelkräutern zeigen.

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