Schnupfen, Ohrenschmerzen, Husten – Kinder sind durch ihr noch nicht ausgereiftes Immunsystem infektanfälliger. Besonders im Winterhalbjahr haben Kinder im Alter zwischen ein und vier Jahren gehäufte Infekte mit einer verstopften und verschleimten Nase, Husten, Schnarchen oder Ohrprobleme. Ursächlich ist in der Regel die Immunaktivität der vergrößerten Rachenmandel. Mit der Entwicklung einer zunehmenden Immunkompetenz, abnehmender Infekte mit einem Abschwellen der Rachenmandeln sowie Wachstum des Kopfes verbessert sich die Problematik bei der Mehrzahl der Kinder bis zur Einschulung.
Bei der Immunabwehr spielt vor allem die Rachenmandel eine wichtige Rolle. Daneben können auch Allergien, Lebensmittelunverträglichkeiten, Immunschwächen und emotionale Belastungen zu andauernden Infekten führen. Dabei ist häufig auch das Hörvermögen durch Belüftungsstörungen des Mittelohres einschränkt, was die normale Sprachentwicklung beeinträchtigen kann.
In dem Raum hinter der Nase, dem Nasopharynx, befinden sich die sogenannten „Polypen“ beim Kind. Dieser Begriff hat sich für die Rachenmandeln (auch Adenoide Vegetationen) eingebürgert, auch wenn es sich um Mandelgewebe mit Immunzellen und nicht um echte Polypen handelt. Die Rachenmandeln sind nur endoskopisch durch die Nase oder über den Mund sichtbar. Im Unterschied dazu finden sich etwas tiefer die beiden Gaumenmandeln (Tonsillen), die bei geöffnetem Mund seitlich des Zäpfchens sichtbar sind. Echte Nasenpolypen (Polyposis nasi) gibt es dagegen fast nur bei Erwachsenen.
Unabhängig von dieser begrifflichen Vielfalt spielen die Rachenmandeln vor allem im Kleinkindalter eine Rolle. In den Rachenmandeln findet bei Kindern die Hauptimmunisierung statt. Es ist das Alter der andauernden „Schnupfnase“. Vieles wird in diesem Alter in den Mund gesteckt, betastet und befühlt. Auf diesem Weg gelangen Keime zu den Rachenmandeln mit ihren vielen Immunzellen. Sie werden dort von Immunzellen erkannt und durch eine Entzündungsreaktion bekämpft. Bei wiederholtem Keimkontakt hat das Immunsystem gleich die passenden Abwehrzellen parat und man bleibt gesund. Daher führt das Überstehen der Infekte langfristig zu einer Verbesserung des Immunsystems. Zur Behandlung gibt eine Reihe von Präparaten aus der Naturheilkunde und TCM, die das Immunsystem stärken und bei der Überwindung der häufig viralen Infekte helfen. Der Einsatz einer antibiotischen Therapie ist nur bei schweren Erkrankungen oder Komplikationen notwendig.
Der Mund steht fast immer offen, es wird vermehrt gespeichelt, die Entwicklung des Kiefers und der Zahnstellung ist nicht optimal. In manchen Fällen ist auch die Zunge zwischen den Zähnen sichtbar, die Aussprache vernuschelt und nachts zeigt sich oft ein Schnarchen. Im Kleinkindesalter sind vergrößerte Rachenmandeln (Polypen beim Kind) mit Abstand die häufigste Ursache für diese Nasenatmungsbehinderung. Bei gehäuften Infekten verstärkt sich die Problematik. Die Vergrößerung der Rachenmandeln spielt vor allem bei Kleinkindern in der Phase der Immunsystementwicklung eine Rolle. Auch Atempausen (Schlafapnoe) mit einer Störung der Schlafphasen sind möglich.
Wichtig ist, dass die Problematik nicht zu lange anhält, da sonst langwierige Auffälligkeiten die Folge sein können und verschiedene Therapie notwendig werden. So wird zur Verbesserung der Zungen- und Mundmotorik Logopädie verordnet. Zahnbehandlungen können notwendig werden bei Kariesentsteheung oder eine kieferorthopädische Behandlung durch eine Unterentwicklung des Kiefers (ein sogenannter „hoher gotischer Gaumen“) und zu engem Zahnstand.
Seltene Ursachen für eine Nasenatmungsbehinderung im Kindesalter sind Fremdkörper (z.B. Bügelperle, Legoteil etc.). Allerdings kann auch ein Tumor (z.B. Nasenrachenfibrom) die Nasenatmung behindern. In jedem Fall sollten Kinder, bei denen der Mund vermehrt offen steht, eine ausführliche fachärztliche Diagnostik erhalten.
Ohrenschmerzen beim Kind sind häufig. Noch viel öfter gibt es jedoch unerkannte Tubenbelüftungsstörungen bei Kindern, die mit einer leichten bis stärkeren Hörminderung einher gehen. Das Mittelohr benötigt über einen Verbindungsgang, der sogenannten Ohrtrompete (Eustachi´sche Röhre), immer wieder einen Druckausgleich zum Raum hinter der Nase. Aufgrund der Anatomie des kindlichen Kopfes und der durch gehäufte Infekte vergrößerten Rachenmandeln (Polypen beim Kind), die genau vor der Öffnung der Ohrtrompete liegen, kommt es in diesem Alter zu gehäuften Tubenbelüftungsstörungen. Besteht ein Unterdruck im Mittelohr länger, dann sammelt sich Flüssigkeit an und ein Paukenerguss entsteht.
Typische Symptome der Belüftungsstörung des Mittelohres sind Druck auf den Ohren, selten Ohrenschmerzen, lautes Sprechen bzw. gehäuftes Nachfragen oder bei länger bestehender Höreinschränkung Probleme in der Sprachentwicklung. Auch eine Störung der zentral-auditiven Verarbeitung (AVWS) kann sich aufgrund länger vorliegenden Tubenbelüftungsstörung der Ohren entwickeln.
Diagnostiziert kann einer Belüftungsstörung des Mittelohres durch eine Impedanzmessung. Sie kann ab Geburt durch eine kleine Stöpelmessung im Gehörgang durchgeführt werden.
Kleine Kinder haben immer mal wieder Flüssigkeit im Mittelohr. Dies ist entweder Folge einer Belüftungsstörung der Ohren oder seltener ein Restbefund nach einer Mittelohrentzündung. Die Folge eines Paukenergusses ist schlechtes Hören. So als würde man Ohrenstöpsel tragen, sind die Umgebungsgeräusche gedämpft und Sprache hört sich undeutlich an (Schallleitungsschwerhörigkeit). Sekrete im Mittelohr werden teilweise übersehen, da sie keine Schmerzen verursachen und es nur selten zu einer Rötung des Trommelfelles kommt.
Problematisch wird der Befund, wenn diese Einschränkung der Hörfunktion über Wochen anhält. Denn leider wird oft erst dann, wenn die Sprachentwicklung schon verzögert ist, eine Hörminderung als Ursache entdeckt. Seltener wird ist ein einseitiger Paukenerguss diagnostiziert. Durch ein gut hörendes Ohr fällt im Alltag eine einseitige Höreinschränkung beim Kind kaum auf. Auffällig ist nur das Richtungsgehör und das Hören im Störlärm.
Daher sollte die Belüftungs- und der Hörfunktion der Ohren bei Kindern regelmäßig kontrolliert werden. Je nach Befund können ein Tubenbelüftungstraining, Nasensprays, Naturheilkunde oder auch einer Operation notwendig werden. Spielen gehäufte Infekte mit einer entzündlichen Verdickung der Rachenmandel eine Rolle, so hat sich die Verordnung von TCM-Kräutern in Tropfenform bewährt.
Bei einem Infekt mit Schwellung der Nasenschleimhäute und Verdickung der Rachen- und Gaumenmandeln schnarchen viele Kinder vorübergehend. Die Ausprägung und krankhafte Bedeutung zeigen eine große Spannbreite. Neben leichtem Schnarchen, welches die Schlafqualität nicht beeinträchtigt, kann es zu schwerem Schnarchen mit Atemaussetzern kommen.
Schnarchen wird vor allem durch Vibrationen des Gaumensegels und des Zäpfchens (Uvula) erzeugt. Beim Kind ist das Schnarchen in der Regel ein Ausdruck einer behinderten Nasenatmung durch Schnupfen, Allergien oder besonders häufig durch vergrößerte Rachenmandeln (Polypen beim Kind). Zudem liegen oft auch große Gaumenmandel (Tonsillen) vor.
Eine Schlafscreeninguntersuchung gibt hier Klarheit: Ist das Schlafprofil des Kindes deutlich eingeschränkt, vermindern sich Tiefschlafphasen und der Sauerstoffgehalt im Blut ist phasenweise eingeschränkt. Symptome der Schlafapnoe bei Kindern äußern sich als Tagesmüdigkeit, Konzentrationsstörungen, Verhaltensauffälligkeiten oder Entwicklungsverzögerungen. In diesen Fällen kann eine Behandlung mit Medikamenten versucht werden. Bei anhaltender Problematik ist eine Operation mit Entfernung der Rachenmandeln (Adenotomie) und je nach Befund zusätzlich eine Tonsillenverkleinerung sinnvoll.
Husten ist im Kindesalter häufig. Ständiger Husten bei Kindern, oft mit Schleim und vor allem nachts, kann den kleinen Patienten und seine Familie belasten. Oft kommt es im Rahmen eines Schnupfens auch zu einem Husten, der nach wenigen Tagen abklingt.
Ein wochenlanger Husten kann durch virale oder bakterielle Infektionen verursacht sein (beispielsweise Pseudokrupp-Anfälle). Auch eine chronische Entzündung der Rachenmandeln (Polypen beim Kind) kann durch hinter der Nase ablaufendes Sekret einen ständigen Hustenreiz verursachen. Daneben können auch Asthma, Allergien, Fremdkörper, Passivrauchen, Medikamente und eine Refluxerkrankung für einen andauernden Husten verantwortlich sein. Seltener spielt auch ein psychogener Husten (Tic-Störung) eine Rolle.
In jedem Fall ist eine genau fachärztliche Diagnostik mit Laryngoskopie und gegebenenfalls Abstrichentnahme notwendig. Hilfreich sind in jedem Fall Inhalationen mit Kochsalz, schleimlösende Medikamente, Hustenreizstiller und Kräuter aus der Naturheilkunde und TCM.