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Die menschliche Stimme ist wundervoll – sie ermöglicht Sprechen, Singen, Rufen, Schreien, Lachen oder Weinen. Mit ihr werden die Laute für sprachliche Informationen gebildet und zugleich drücken sich in ihr unsere Emotionen aus. Je nachdem, wie es uns geht, ist der Stimmklang gepresst und angespannt oder entspannt und locker. Die Stimme eines Menschen ist, wie sein Fingerabdruck, sehr individuell und ein Teil der Persönlichkeit. Nur anhand des Klangs der Stimme können wir Menschen erkennen.

Die Stimme ist genauso individuell wie der Fingerabdruck eines Menschen

Die Stimme entsteht im Kehlkopf (Larynx) und den anschließenden Resonanzräumen. Durch die Lunge wird Luft nach oben gepresst, die Stimmbänder schließen sich teilweise und fangen an, durch die heraufströmende Luft zu schwingen. Die so entstehenden Vibrationen der Luft bilden den Grundton, der an den Stimmbändern entsteht.

Der individuelle Klang der Stimme wird zusätzlich durch die Form von Kehlkopf, Rachen und Nase entscheidend klanglich geformt. Wie wichtig die Form und Funktion der oberen Resonanzräume ist, wird deutlich, wenn beispielsweise mit einer durch Schnupfen verstopften Nase gesprochen wird, dann klingt die Stimme nasal und verstopft.

 

Lautstärke und Stimmhöhe variieren den Grundton der Stimme

Die Grundfrequenz der Stimme lässt sich anheben, wenn der Druck der durch den Kehlkopf strömenden Luft steigt. Aus mechanischen Gründen schlagen die Stimmlippen dann schneller auseinander und zusammen und die Stimme wird dabei zugleich lauter.

Zur Kunst der Stimmgebung gehört, Lautstärke und Stimmhöhe unabhängig voneinander zu kontrollieren. Für einige Berufsgruppen gehört die Beherrschung dieser Stimmvariationen zu den Grundkompetenzen: So müssen Sänger sowohl die Stimmhöhe, die gleich der Grundfrequenz des gesungenen Tones ist, sowie wie die Lautstärke professionell beherrschen.

Eine Stimmstörung (Dysphonie) ist gekennzeichnet durch eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit der Stimme, verbunden mit einer Veränderung des Stimmklangs. Die Ausprägung von Stimmstörungen ist sehr variabel und reicht von leichter Heiserkeit über eine sehr raue Stimme bis zur Stimmlosigkeit (Aphonie).

Neben einer eingeschränkten stimmlichen Belastbarkeit mit rascher Ermüdung der Stimme und Kraftlosigkeit im Stimmgebrauch werden Veränderungen der Stimmlage und Tonhöhe sowie Veränderung des Stimmklanges (heiser/rau/verhaucht/klangärmer) diagnostiziert. Auch die Atmung, der Muskeltonus und Verschleimung oder Trockenheit im Kehlkopf sowie Räuspern und Reizhusten können die Stimmgebung entscheidend beeinflussen.

Ursächlich wird zwischen organischen und funktionellen Stimmstörungen unterschieden

Zu Störung der Stimme kann es aufgrund verschiedener Ursachen kommen. Unterschieden wird zwischen organischen Stimmstörungen und funktionellen Stimmstörungen.

Heiserkeit bei einem Infekt …

Bei den organischen Stimmstörungen finden sich am häufigsten vorübergehende Heiserkeiten im Zusammenhang mit einem Infekt. Eine Krankheit des Kehlkopfes und Larynx schränkt durch eine entzündliche Schwellung die Feinbeweglichkeit der Stimmbänder ein. Typische Symptome sind Heiserkeit, Verschleimung, Räusperzwang, Husten und Schmerzen im Hals. Andere organische Ursachen sind Fehlbildungen, Stimmlippenknötchen, Tumore, Lähmungen oder Operationsfolgen.

… oder durch Stimmüberlastung

Eine funktionelle Störung der Stimme entwickelt sich am häufigsten aufgrund einer Stimmüberlastung. Bei der Kehlkopfinspektion finden sich oft weitgehend unauffällige Befunde. Ursächlich ist meist ein dauerhaft lautes Sprechen mit vermehrtem Räuspern, besonders in geräuschvoller Umgebung. Eine falsche Stimmtechnik sowie zusätzlicher Stress und Anspannung verstärken die Symptomatik. Weitere Faktoren wie Allergien, hormonelle Veränderungen, Rauchen und konstitutionelle Faktoren (stimmliche Veranlagung) können eine zusätzliche, nicht unbedeutende Rolle spielen.

Betroffen sind nicht nur Sänger, sondern auch Lehrer oder Trainer

Bei Kindern kann sich durch viel Schreien eine Heiserkeit durch Phonationsverdickungen (Stimmlippenknötchen) entwickeln. Dies ist auch bei Sängern möglich, die mit zu viel Anspannung und Druck die Stimme übermäßig beanspruchen. Auch das Singen in einer nicht zu der anatomischen Veranlagung passenden Stimmlage kann diese Beschwerden auslösen. In diesen Fällen entwickelt sich sekundär eine organische Stimmstörung.

Auch bei sprechintensiven Berufen (Lehrer, Trainer, Moderatoren) kann eine funktionelle Dyshonie durch eine zu starke stimmliche Anstrengung hervorgerufen werden (ponogene Dysphonie oder Berufsdysphonie).

Funktionelle Stimmstörungen können in drei Gruppen unterschieden werden, wobei die hyperfunktionelle Stimmstörung durch Stimmüberlastung mit Abstand am häufigsten auftritt.

Eine hyperfunktionelle Dysphonie zeichnet sich durch einen erhöhten Kraftaufwand der Stimmgebung und Atemmuskulatur aus. Die Stimme ist meist laut und klingt heiser, rau und angestrengt. Sie ermüdet infolgedessen rasch bei Belastung. Sie kann zu tief, aber auch zu hoch sein. In der Regel liegt eine erhöhte Körperspannung mit der Tendenz zur Hochatmung sowie erhöhter Atemfrequenz vor.

Eine hypofunktionelle Dysphonie dagegen wird durch einen verminderten Kraftaufwand hervorgerufen. Die Stimme ist meist sehr leise und kraftlos und klingt heiser, verhaucht, monoton. Sie ist nur wenig belastbar. In der Regel liegt eine reduzierte Körperspannung mit der Tendenz zur Hochatmung sowie erhöhter Atemfrequenz vor.

Psychische Belastungen verursachen ebenfalls Stimmklangveränderungen – ohne organische Ursache

Bei der dritten Ausprägung, der psychogenen Dysphonie, zeigen sich hyper- oder hypofunktionelle Stimmklangveränderungen aufgrund psychischer Probleme (z.B. außerordentliche Belastungen, Krisen, traumatische Erlebnisse). Für die Stimmstörung liegt demnach keine organische Ursache vor. Ebenso ist sie von den funktionellen Dysphonien zu unterscheiden, da die Symptome plötzlich und unabhängig von Sprechbelastungen auftreten. Die Stimme kann heiser und belegt sowie gepresst oder leise und verhaucht klingen.

Umfassende Befunderhebung zur Klärung der Ursachen ist angezeigt

Zur Befunderhebung ist eine ausführliche Anamnese wichtig. Insbesondere wenn die Stimmstörung schon länger besteht und nicht nur die vorübergehende Folge eines akuten Atemwegsinfektes ist. Neben der Art und Dauer der Stimmstörung ist die stimmliche Belastung im Alltag zu erfragen. Handelt es sich bei dem Patienten um einen Sprechberufler oder einen Sänger oder eine Sängerin? Liegen Co-Faktoren wie Nasennebenhöhlenprobleme, Allergien, Magenrefluxprobleme oder chronische Entzündungen vor?

Anschließend erfolgt eine gründliche HNO-ärztliche Untersuchung mit einer Videolaryngoskopie, bei welcher die Gegebenheiten im Kehlkopf vom anatomischen Aspekt wie auch von der Funktion her überprüft und bildlich dargestellt werden können. Natürlich steht die Beurteilung der Stimmbänder im Vordergrund. Finden sich hier Veränderungen wie Knötchen, Polypen, Ödeme, Narben, Einblutungen? Wie ist der Stimmlippenschluss bei der Stimmgebung (Phonation)?

Die Funktion der Stimmbänder, das Feinschwingungsverhalten, welches direkter Ausdruck der Tonerzeugung ist, wird durch eine Stroboskopie dargestellt. Diese Untersuchungstechnik ermöglicht während der Laryngoskopie eine Beurteilung der sogenannten „Randkantenverschiebungen“. Hier werden Amplitude und Regelmäßigkeit beurteilt. Ein weiteres Augenmerk gilt bei der Laryngoskopie auch der Interaryregion, da sich hier Hinweise für eine gastroösophageale Refluxerkrankung finden können.

Qualität und Quantität der Stimme muss ermittelt werden

Des Weiteren wird bei Stimmproblemen eine Stimmfeldmessung durchgeführt. Diese Untersuchung ermittelt die Qualität und Quantität der Stimme. Es kann neben dem Stimmumfang der Dynamikbereich einer gesungenen Piano- und Forte-Tonleiter gemessen und dabei die Qualität der Töne über ihre Formanten dargestellt werden.

Insbesondere für Sänger gibt die Zusammenschau der Befunde aus Laryngoskopie und Stroboskopie mit der Erstellung eines Stimmfeldes eine gute Aussage über den aktuellen Stimmbefund. Ergänzende Untersuchungen wie Stimmbelastungstests, Allergieabklärungen oder Hörprüfungen sind je nach Befund eventuell notwendig.

Die Behandlung einer Stimmstörung ist vom individuellen Untersuchungsbefund abhängig. Organische Veränderungen sollten insbesondere bei bösartigen Veränderungen operativ abgetragen und histologisch untersucht werden.

Bei funktionellen Stimmstörungen steht eine logopädische Stimmtherapie mit Beratungen zur Stimmhygiene im Vordergrund. Neben Stimmübungen sind auch eine Verbesserung der Eigenwahrnehmung, eine Regulation der Körperspannung, sowie eine bewusste Haltung und Atmung therapeutisch wichtig.

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