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Für eine normale Sprachentwicklung bei Kindern ist die uneingeschränkte Hörfähigkeit ein wesentlicher Faktor. Eine Schwerhörigkeit in Kleinkindalter – auch wenn sie oft nur vorübergehender Natur ist – bedarf daher in jedem Fall fachärztlicher Behandlung. Denn auch die Hörtestung bei Kindern erfordert besondere Kenntnisse, Erfahrungen, Gerätschaften und viel Geduld.

Im Kindesalter spielen vor allem vergrößerte Rachenmandeln (Polypen beim Kind) mit einer Blockade der Ohrtrompete (Tubenbelüftungsstörung) eine Rolle. Damit einhergehend findet sich vor allem eine Störung der Schallweiterleitung im Mittelohr, die sich bei länger anhaltender Problematik durch die Bildung von Flüssigkeit hinter dem Trommelfell verschlechtern (Paukenerguss).

Angeborene Schwerhörigkeit ist selten

Angeborene Innenohrschwerhörigkeiten im Kindesalter sind dagegen selten und werden durch das nach der Geburt stattfindende Neugeborenen-Hörscreening frühzeitig erkannt. Allerdings kann bei dieser Messung technisch bedingt nicht bis zur Hörschwelle, sondern nur bis ca. 35 dB gemessen werden. Dies bedeutet, dass leichte Hörminderungen oder sich erst später entwickelnde Schwerhörigkeiten unerkannt bleiben. Daher wird dazu geraten, spätestens zur Einschulung das Gehör überprüfen zu lassen. In diesem Alter ist sind verlässliche Mitarbeit des Kindes und die Bestimmung einer genauen Hörschwelle seitengetrennt über alle sprachrelevanten Frequenzen möglich.

Zur Hördiagnostik bei Kindern stehen objektive und subjektive Verfahren zur Verfügung. Vor allem bei kleinen Kindern bis etwa vier Jahren sind die Angaben bei der Hörtestung häufig sehr ungenau und noch nicht seitengetrennt möglich.

Objektive und subjektive Messverfahren geben Aufschluss über Hörfähigkeit

Objektive Messverfahren helfen, eine Aussage über die Hörfähigkeit zu gewinnen. Zu den objektiven Testmethoden gehören die Impedanzmessung, die TOAE-Messung (Transitorisch otoakustische Emissionen) und die BERA (Brainstem-Evoked Response Audiometry, Hirnstammaudiometrie).

Als subjektive Verfahren werden audiologische Testverfahren bezeichnet, die auf die Mitarbeit des Kindes angewiesen sind. Dazu zählen die Reaktions- und Spielaudiometrie, aber auch die Hörschwellenbestimmung, Sprachaudiometrie und die Abklärungen der zentral-auditiven Verarbeitung (AVWS).

Zur Hördiagnostik bei Kindern stehen objektive und subjektive Verfahren zur Verfügung. Vor allem bei kleinen Kindern bis etwa vier Jahren sind die Angaben bei der Hörtestung häufig sehr ungenau und noch nicht seitengetrennt möglich.

Bei Babys kann keine genaue Hörschwelle ermittelt werden

Durch eine Reaktionsaudiometrie können die Reaktionen des Babys auf einen äußeren Reiz (Klingel, Rascheln, Brummen, Wobbelton etc.) überprüft werden. Die Reaktionsaudiometrie ergibt Annährungswerte und keine genaue Hörschwelle, da sie von Faktoren wie Messzeitpunkt, Müdigkeit oder Motivation zur Mitarbeit des Säuglings abhängig ist.

Bei Kleinkindern im Kinderkrippen- und Kindergartenalter kann noch keine seitengetrennte Hörschwellenbestimmung erfolgen. Mit Hilfe einer Spielaudiometrie wird daher die Verhaltensänderung des Kindes auf im Raum angebotene Geräusche geprüft. Auf diese Weise kann im Freifeld (also ohne Kopfhörer) eine Hörschwelle bestimmt werden. Eine Zuordnung zum rechten oder linken Ohr kann dabei allerdings nicht sicher erfolgen.

Kleinkinder spielerisch zur Mitarbeit bei den Hörtests motivieren

Um die Mitarbeit des Kindes zu verbessern, kann aber eine Belohnung (zum Beispiel das Zeigen eines Bildes) die Aufmerksamkeit steigern. So wird nach der Reaktion des Kindes auf ein dargebotenes Testgeräusch ein Bild auf einem Monitor gezeigt und so im Sinne einer Konditionierung die Mitarbeit bei der Hörtestung erhöht.

Im Kleinkindalter wird bei der Hörtestung immer auch eine Messung der Impedanz (Tympanometrie) durchgeführt, da auf diese Weise eine objektive Aussage über die Belüftung des Mittelohres über die Ohrtrompete möglich ist. Die TOAE-Messung ermöglicht schließlich eine seitengetrennte Überprüfung der Hörfunktion und die Objektivierung der Befunde aus der Spielaudiometrie.

Ab einem Alter von viereinhalb Jahren, je nach Entwicklungsstand des Kindes auch etwas früher oder später, ist eine Bestimmung der Hörschwelle über Kopfhörer seitengetrennt möglich. Es werden Töne der für den Menschen wichtigen Frequenzen im Spektrum zwischen 0,125 und 8 kHz auf das zu testende Ohr gespielt und die geringste Lautstärke des Hörens bestimmt. Je älter das Kind wird und je öfter eine Messung durchgeführt wird, umso genauer werden dabei die Ergebnisse in der Audiometrie.

Konzentrationsvermögen beeinflusst Messung der Hörschwelle

Die Hörtestung erfordert ein gutes Konzentrationsvermögen und ist daher auch von der Tagesform, dem Messzeitpunkt und der Motivation zur Mitarbeit des Kindes abhängig. So sind die Messergebnisse beispielsweise am Vormittag genauer und das Hörvermögen besser als bei einer Testung am Nachmittag.

Zusätzlich zur Messung der Hörschwelle für verschiedene Frequenzen können in diesem Alter erste sprachaudiometrische Testungen erfolgen. Diese spielen bei Fragestellungen, die eine Innenohrschwerhörigkeit oder eine zentral-auditive Verarbeitungsstörung (AVWS) betreffen, eine Rolle. So ist für die Hörgeräteversorgung insbesondere das Ausmaß der Einschränkung in der Sprachverständlichkeit ausschlaggebend.

Ab dem Alter von 6 Jahren können bei Kindern Hörtestungen fast wie bei Erwachsenen erfolgen. Allerdings ist es wichtig, Kinder bei der Messung zur guten Mitarbeit anzuhalten und sie immer wieder zu bestärken, sich zu konzentrieren. Zudem muss bei Testungen des Sprachverständnisses und der Sprachverarbeitung ein altersgemäßes Testmaterial verwendet werden.

In der Audiometrie erfolgt zunächst die Bestimmung der Hörschwelle über alle Frequenzen seitengetrennt. Bei Auffälligkeiten erfolgt zusätzlich die Messung der Knochenleitung. Zudem erfolgt eine Impedanzmessung (Tympanometrie) und Bestimmung der TOAE zur Bestätigung der Schwellenangabe des Kindes.

Zusätzliche Prüfung des Sprachverständnisses bei Verdacht auf Innenohrschwerhörigkeit

Eine zusätzliche Sprachaudiometrie mit altersgemäßen Worten im Testinventar wird bei bestimmten Fragestellungen notwendig, wenn beispielsweise der Verdacht auf eine Innenohrschwerhörigkeit besteht. Zur Prüfung des Sprachverständnisses werden über Kopfhörer seitengetrennt in aufsteigender Lautstärke Worte angeboten, bis eine hundertprozentige Verständlichkeit erreicht wird. Weiterführende Sprachtestungen sind bei Fragestellungen zur zentral-auditive Verarbeitung (AVWS) notwendig.

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