Das Mittelohr ist zum Gehörgang und damit zur Außenwelt durch das Trommelfell abgegrenzt und so z.B. vor Wasser geschützt. Zum Raum hinter der Nase, dem Nasopharynx (Nasenrachen) besteht ein Verbindungsgang, die Ohrtrompete (Eustachische Röhre). Über sie erfolgt ein regelmäßiger Druckausgleich, d.h. bei einem kurzen Öffnen der Ohrtrompete durch Gähnen, Schlucken oder aktivem „Einblasen“ von Luft in das Ohr (Valsava-Manöver) gelangt Luft in das Mittelohr.
Dieser Vorgang ist wichtig, denn nur, wenn vor und hinter dem Trommelfell der gleiche Luftdruck herrscht, ist das Hörvermögen optimal. Kommt es zu einem Unterdruck, wie man es beispielsweise vom Fliegen, Tauchen oder Seilbahnfahrt etc. kennt, ist das Ohr belegt und das Hörvermögen eingeschränkt. Bei akuten Druckveränderungen kann eine Störung der Tubenbelüftung äußert schmerzhaft sein und sogar zu einer Einblutung oder Reißen des Trommelfelles führen. Bei einer sich langsam entwickelnden Belüftungsstörung, wie es bei Kindern die Regel ist, bestehen keine Schmerzen, aber eine leichte Hörminderung, die häufig nicht bemerkt wird.
Physiologische Besonderheiten bei Kindern begünstigen Probleme bei der Mittelohrbelüftung
Warum kommt es bei Kindern gehäuft zu Problemen mit der Mittelohrbelüftung? Weil mittig am Rachendach im Nasopharynx die Rachenmandeln (Polypen beim Kind) liegen, welche im Kindergartenalter regelhaft vergrößert sind und seitlich davon im Nasopharynx die Öffnungen der Ohrtrompeten rechts und links lokalisiert sind. Die physiologische Vergrößerung der Rachenmandeln kann sich bei einem Infekt des Kindes nochmals vergrößern. Dadurch ist die Belüftung über die Ohrtrompete verlegt und Keime der Rachenmandeln können rasch in das Mittelohr gelangen.
Fachärztliche Untersuchung sichert Diagnose
Zur Diagnosestellung erfolgt eine HNO-fachärztliche Abklärung mit einer Endoskopie der Nase und des Nasenrachens sowie einer Ohrmikroskopie, bei der ein eingezogenes Trommelfell beobachtet werden kann. In der Hörtestung ist mit Hilfe der Impedanzmessung schon bei Babys eine sichere Aussage über die Belüftungssituation im Mittelohr möglich. Mit der TOAE-Messung wird objektiv das Hörvermögen getestet und mit einer Reaktions- oder Spielaudiometrie werden die Hörreaktionen der Kinder überprüft. Liegt eine Tubenbelüftungsstörung vor, so kann in der Audiometrie eine leichte Schallleitungsschwerhörigkeit gemessen werden.
Normalisierung der Tubenbelüftung ist therapeutisches Ziel
Therapeutisch ist das Ziel, eine Normalisierung der Tubenbelüftung, also eine unbehinderte Öffnung der Ohrtrompete zu erlangen. Bei akuter Tubenbelüftungsstörung im Rahmen eines Infektes helfen abschwellende Nasensprays, Schleimlöser und Inhalationen. Liegt eine chronische Tubenbelüftungsstörung bei einem gesunden Kind vor, wird versucht, mit Hilfe eines Tubenbelüftungstrainings (aktives Einblasen von Luft in das Mittelohr) die Belüftung wieder in Gang zu bringen. Fruchten auch dieses Maßnahmen nicht, ist eine operative Abtragung der Rachenmandel zu überlegen.
Es macht bei diesen chronischen Belüftungsstörungen oft Sinn, auch alternative die Therapiemöglichkeiten wie eine Kinderosteopathiebehandlung und die Einnahme von TCM-Kräutertropfen zu nutzen. Häufig kann so die Tubenbelüftung des Mittelohres normalisiert und eine operative Abtragung vermieden werden.
Manchmal kann eine Mandeloperation nicht vermieden werden
Liegen schon Entwicklungsverzögerungen wie eine Sprachentwicklungsstörung oder Probleme in der auditiven Diskriminierung in der Schule vor, so sollte mit einem Eingriff nicht abgewartet werden. Die Operation ist ambulant, kurz und sehr schmerzarm. In unserer Praxis kann alles Notwendige in die Wege geleitet werden.
Symptome
- Eingeschränktes Hörvermögen
- Ohrenschmerzen bei plötzlicher Druckveränderung
- Vergrößerte Adenoide (Polypen beim Kind)
- Knacken im Ohr