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Die Kräutertherapie ist eine tiefgreifende Therapieform der Chinesischen Medizin, um auf die inneren Organe und die Psyche Einfluss zu nehmen. Sie gehört zu den wichtigsten Säulen dieser traditionellen Heilkunde.

Für genau beschriebene Beschwerden werden verschiedene Zusammenstellungen von Einzelkräutern empfohlen. Die Rezeptur kann dann je nach individuellem Befund des Patienten modifiziert werden.

Pflanzliche Wirkstoffe stehen im Vordergrund

Etwa 80 Prozent aller Behandlungen erfolgen durch Phytotherapie. Die Basis bilden seit Jahrtausenden bekannte Rezepturen. Aus einzelnen Heilkräutern mit spezifischen energetischen Wirkungen werden individuelle Rezepturen hergestellt. Sie können Wurzeln, Rinden, Samen, Früchte oder Blätter von Pflanzen enthalten. Einige sind aus dem Alltag bekannt wie Ingwer, Zimt, Chrysantemenblüten oder Frühlingszwiebeln. Neben diesen pflanzlichen wird in seltenen Fällen auch mit tierischen Stoffen sowie mit Mineralien behandelt.

Kräutertherapie meist zusätzlich zu einer Akupunkturbehandlung

Die chinesische Arzneimitteltherapie findet zusätzlich zu einer Akupunkturpunkturbehandlung, seltener auch alleine als innere Behandlungsmethode Verwendung. Mit ihrer Hilfe lassen sich hervorragend energetische Schwächen von Qi und Xue mit stützenden Arzneimitteln ausgleichen sowie „Schrägläufigkeiten“, also krankmachende Faktoren wie zum Beispiel Infekte oder Allergien, ausleiten. Auch der Fluss von Qi und Xue kann reguliert und Disharmonien zwischen den Funktionskreisen können ausgeglichen werden.

Das erste in Rekonstruktion erhaltene Arzneimittelbuch der Chinesischen Medizin ist „Shennongs Klassiker der Drogenkunde“ (Shennong ben cao jing). Es wurde um das Jahr 100 unserer Zeitrechnung erstellt und enthält Eintragungen über 365 Arzneimittel. Die offizielle chinesische Pharmakopöe aus dem Jahr 2000 enthält 544 Substanzen. Davon sind nahezu zwei Drittel seit etwa zweitausend Jahren gebräuchlich. Daneben existieren eine Vielzahl von Aufzeichnungen mit chinesischen Rezepturen.

Rezepturen interessieren auch die moderne Forschung

Jedes Arzneimittel und viele Rezepturen sind in ihrem Wirkspektrum in Büchern, Sammlungen und Datenbanken genau beschrieben. Die moderne Forschung ist aktuell dabei, die gewonnenen Erkenntnisse zu der Verwendung der Arzneimittel und den Rezepturen wissenschaftlich zu vertiefen.

Die Verordnung der Heilkräuter erfolgt in der Regel als eine Rezeptur, d.h. als Zusammenstellung mehrerer Einzelsubstanzen. Aufgrund der Diagnose werden die Arzneikräuter für den Patienten individuell ausgewählt. Eine solche Rezeptur besteht meist aus zwei bis ca. zehn verschiedenen Einzelarzneien. Verwendet werden hierbei neben Pflanzenteilen (Wurzeln, Rinde, Blätter, Blüten, Samen) auch Mineralien wie z.B. Gips und auch einige tierische Produkte wie z. B. Muschelschalen.

Medikamentenabgabe durch Apotheken und in geprüfter Qualität

Die Patienten bekommen nach einer ausführlichen Diagnose eine individuelle Mischung zusammengestellt. Die Herstellung einer Rezeptur wird von einer Apotheke vorgenommen, welche die Identifikation und Reinheit der Kräuter nochmals überprüft.

Die Chinesischen Arzneimittel können in verschiedenen Darreichungsformen eingenommen werden. Ein durch Auskochung der Arzneimittel gewonnener Sud wird Dekokt genannt und mit heißem Wasser verdünnt über mehrere Tage wie ein Tee eingenommen. Alternativ können auch Fertigarzneien (Tabletten) oder Granulate zum Auflösen in Wasser zur Verwendung kommen.

Arzneikräuter-Mischung

Entsprechend des ärztlichen Rezeptes erhält der Patient von der Apotheke seine individuell zusammengestellte Mischung an Chinesischen Arzneikräutern. Aus diesen getrockneten Wurzeln, Rinden, Samen, Blüten und Blättern wird dann ein Dekokt durch wiederholtes Auskochen selbst hergestellt. Schön ist es, die Kräuter zu sehen, zu fühlen und zu riechen.

Vor dem Auskochen müssen die Kräuter zunächst eingeweicht werden. Das Auskochen selbst ist nicht schwierig, erfordert etwas Zeit und ist oft geruchsintensiv. Der Sud aus der Kräuterauskochung wird in saubere Flaschen abgefüllt und dann über 7 bis 14 Tage, je nach Verordnung, eingenommen.

Dekokt

Bei einer ärztlichen Verordnung eines Dekoktes handelt es sich um den von der Apotheke bereits fertig hergestellten Kräutersud. Die Arzneikräuter wurden eingeweicht, ausgekocht, abfiltriert und mit einem Konservierungsstoff haltbar gemacht. Hier entfällt die Arbeit für den Patienten und das Dekokt ist länger haltbar.

Granulat

TCM-Granulate sind Konzentrate chinesischer Heilkräuter. Der aus Kräutern gewonnene Sud wird gefriergetrocknet und an eine Trägersubstanz wie beispielsweise Maisstärke gebunden. Ähnlich wie Pulverkaffee oder Eistee wird zum Einnehmen eine kleine Menge Granulat in heißem Wasser aufgelöst. Granulate haben sich insbesondere für Reisen oder für die Einnahme bei Bedarf bewährt, da sie lange haltbar sind.

Fertigarzneien

Für häufige Indikationen eignen sich besonders Fertigarzneien. Es handelt sich dabei um Kräutermischungen mit klassischen Rezepturen, die zu Tabletten gepresst wurden. Diese sind geschmacklich neutral und können auch zermörsert werden. Der Vorteil von Fertigarzneien: Sie sind rasch verfügbar, gut mitzunehmen und können auch mit Dekokten oder Granulaten kombiniert werden. Allerdings sind hier keine individuellen Rezepturen möglich.

Hydrophile Konzentrate – Tropfen

Bei hydrophilen Konzentraten handelt es sich um einen konzentrierten flüssigen Auszug aus Chinesischen Arzneimitteln, die insbesondere für Kinder verordnet werden. Die Tropfen werden von spezialisierten Apotheken hergestellt und zum Einnehmen mit Flüssigkeit wie Wasser oder Saft verdünnt.

Die verordnete Gesamtmenge an Chinesischen Kräutern für ein Dekokt ist meistens für 3 bis 5 Tage berechnet, kann jedoch durch zwei- bis dreimaliges Auskochen – ohne erheblichen Wirkungsverlust – für einen Bedarf von 6 bis 12 Tagen verwendet werden.

Kochzeiten sind je nach Arzneimittel unterschiedlich

Die Kochzeit beträgt für die meisten Arzneimittel 20 Minuten, für mineralische eine Stunde, für Blätter und Blüten 3 Minuten. Einige dürfen wegen des Gehaltes an ätherischen Ölen nicht gekocht, sondern erst nach Ende des gesamten Kochvorganges zugefügt und einige Minuten zum Ziehen darin belassen werden. Die Zutaten werden nach Kochzeit sortiert von der Apotheke abgepackt.

Sie stellen aus den Kräutern ein Konzentrat für die gesamte Zeit her.

Zubereitungsschritte für das Dekokt

Für die Zubereitung des Dekokts gehen Sie nach folgendem Rezept vor:

Schritt 1: Einweichen

  • Weichen Sie die Kräuter, die 20 Minuten kochen sollen, in einem Topf mit kaltem Wasser für etwa eine Stunde ein. Mineralische Zutaten mit einer Kochzeit von 60 Minuten müssen nicht eingeweicht werden.
  • Das Wasser beim Einweichen sollte auf jeden Fall die Arzneimittel knapp bedecken. Die Wassermenge richtet sich dabei nach den Kräutermengen und -eigenschaften: Manche saugen mehr, andere weniger Wasser auf. Bei Bedarf gießen Sie etwas Wasser zu.

Schritt 2: Erste Auskochung

  • Kochen Sie die Arzneimittel im Einweichwasser aus!
  • Beginnen Sie den Kochvorgang mit den Zutaten, die am längsten kochen müssen. Fügen Sie dann entsprechend der Kochzeit die anderen Substanzen hinzu. Stellen Sie die Hitze so ein, dass die Mischung bei geschlossenem Deckel gut köchelt und gießen Sie bei Bedarf etwas Wasser zu.
  • Gießen Sie den ersten Sud durch ein feines Sieb in einen ganz sauberen Behälter (z.B. in einen weiteren Kochtopf) und gewinnen Sie so die erste Abkochung.

Schritt 3: Zweite Auskochung

  • Geben Sie die ausgekochten Kräuter zurück in den Topf, fügen Sie erneut so viel frisches Wasser hinzu, dass die Zutaten gerade bedeckt sind.
  • Kochen Sie diesmal alles nochmals 30 Minuten aus – ungeachtet der für die erste Auskochung angegebenen Kochzeiten.
  • Gießen Sie den zweiten Sud durch ein Sieb zu dem ersten Sud hinzu.

Schritt 4: Dritte Auskochung

  • Wiederholen Sie mit den Kräutern den Kochvorgang bei Schritt 3.
  • Vermischen Sie den ersten, zweiten und dritten Sud, dies ist nun Ihr Dekokt.

Schritt 5: Abfüllen

  • Füllen Sie Ihr Dekokt in absolut saubere Glas- oder Porzellanflaschen.
  • Bewahren Sie dieses Konzentrat unbedingt im Kühlschrank auf!

Schritt 6: Einnahme

  • 1/6, 1/8, 1/10 oder 1/12 der Gesamtmenge – je nach Verordnung – entspricht Ihrer Tagesdosis.
  • Trinken Sie diese, mit heißem Wasser verdünnt, 2 bis 3 Mal täglich zwischen den Mahlzeiten.
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